GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen: Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen: Haupt Verlag. Bern. 256 S. (Größe B 20 x H 24 cm)
Das bereits 2018 erschienene Buch ist mir erst Weihnachten 2019 im Buchladen in die Hände gefallen. Ich freue mich sehr, dass endlich jemand im deutschsprachigen Raum sich dieser wichtigen Thematik annimmt.
Der Autor Norbert Griebl lebt in Österreich und ist Gärtnermeister und Kräuterpädagoge. Er stellt in diesem Buch 70 Pflanzenarten vor. 49 der vorgestellten Arten sind in Deutschland bereits als invasiv oder potenziell invasiv eingestuft, dazu zählen z. B. Götterbaum, Topinambur und Mahonie. Die anderen 22 Arten haben sich in den letzten Jahren zumindest regional stark ausgebreitet und haben nach der Erfahrung von Norbert Griebl das Potenzial, in der Zukunft Probleme verursachen zu können. Dazu zählen z. B. die Japanische Aralie, das Karwinski-Berufkraut oder die Quetschgurke. Jede dieser Arten wird auf zwei bis drei Seiten mit Text und Bild mit folgenden Themen vorgestellt: Verwendung im Garten, Ausbreitungsgeschichte und derzeitige Verbreitung in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in anderen Ländern und Auswirkungen der Art.
Als Alternative zu diesen invasiven oder potenziell invasiven Arten werden auf ein bis zwei Seiten heimische Arten vorgestellt, wobei ein Schwerpunkt auf ihre Vorzüge als Gartenpflanze und als Nahrung für heimische Tierarten gelegt wird. Diese Arten sind danach ausgewählt, dass sie aus gärtnerischem Blickwinkel eine Alternative zur bisher verwendeten invasiven Gartenpflanze dienen können, d. h. sie haben eine ähnliche Wuchsform, sind, wenn möglich, nah verwandt und benötigen ähnliche Wuchsbedingungen.
Das Buch ist schön gestaltet und lädt zum Durchlesen und Nachgucken ein.
Leider lässt mich als Neophytenmanagerin in Sachsen-Anhalt die Auswahl der laut Greibl heimischen Arten etwas aufschrecken. Vier der als heimische Alternativen angepriesenen Arten sind in Deutschland nicht heimisch. In Sachsen-Anhalt sind sogar siebzehn der empfohlenen Arten nicht heimisch. Das liegt vor allem daran, dass Greibl zahlreiche alpine Arten empfiehlt. Es ist sehr verständlich, dass der Autor alternative Arten für alpine Gärten empfehlen will und dafür Arten aussucht, die in einem Teil der Alpen heimisch sind. Wäre m. E. kein Problem, wenn es irgendwo im Buch einen Hinweis darauf gegeben hätte, dass der Leser nachprüfen sollte, ob die Art auch in der eigenen Region eine heimische Art ist.
Ein Teil der empfohlenen, in Sachsen-Anhalt aber nicht heimischen, Arten gehört sogar zu den aus unserer Sicht potenziell invasiven Arten. Das gilt z. B. für den Goldregen und den Blasenstrauch. Beide Arten sind in Österreich heimisch. In Sachsen-Anhalt werden sie häufig in Gärten gepflanzt und breiten sich von dort in die benachbarten Trockenbiotope aus.
Andere der empfohlenen Arten sind sehr seltene heimische Arten. Der als Alternative zum Nadelkraut (Crassula helmsii) empfohlene Drüsen-Mauerpfeffer (Sedum villosum) ist in Sachsen-Anhalt ausgestorben. Er ist eine der auf dem Portal für Erhaltungskulturen (in Deutschland) einheimischer Wildpflanzen vorgestellten Arten. Derzeit wird er in Deutschland in vier botanischen Gärten kultiviert. Samen oder Pflanzen sind im Internet nicht erhältlich.
Das Echte Federgras (Stipa pennata), als Alternative zum Chinaschilf empfohlen, ist im Internet in zahlreichen Gartenshops erhältlich. Dabei handelt es sich aber natürlich nicht um gebietsheimisches Pflanzgut und vielmals sogar um gezüchtete Varianten. Es ist in Ordnung, solche Pflanzen im Garten zu halten. Es wäre aber nicht wünschenswert, dass sich ein solches Kultivar in die freie Landschaft ausbreitet.
Es ist kein Wunder, dass es so lange gebraucht hat, bis ein solches Buch publiziert wurde. Die Aufgabe ist schwer. Gut, dass Norbert Greibl und der Haupt-Verlag einen Anfang gemacht haben!